VGP erzielt Energiewende-Erfolg mit 100 Prozent Grünstrom, CO₂-Minusrekord und digitalen Lösungen von Node Energy
PPAs bieten pragmatische Lösungen für die Direktversorgung mit Grünstrom – jenseits der traditionellen Versorgermodelle.
Nicole Weinhold
Michael Blichmann, Geschäftsführer von Node Energy, erklärt, wie sein Unternehmen Stromeinkäufern den direkten Bezug von Wind- und Photovoltaikstrom (PV-Strom) ermöglicht.
Sie unterstützen sowohl Stromerzeuger als auch -verbraucher bei PPA-Abschlüssen. Können Sie erläutern, wie das funktioniert?
Michael Blichmann: Gern. Unsere Vision bei Node Energy ist, den Zugang zu erneuerbaren Energien so einfach wie möglich zu gestalten. Dabei konzentrieren wir uns auf zwei Ziele: erstens die Realisierung von Wind- und Photovoltaikanlagen, zweitens die einfache Weitergabe des erzeugten Stroms an Dritte, vor allem mittelständische Unternehmen.
Die großen Konzerne wie Daimler oder BASF machen das schon seit 20 Jahren. Aber für den Mittelstand war es bisher kaum zugänglich – es fehlten Partner, Strukturen und Know-how. Wir schließen diese Lücke. Ein aktuelles Beispiel ist VGP, ein Entwickler von Logistikimmobilien. VGP hatte bereits PV-Anlagen auf seinen Dächern installiert. Dann ging es um die Frage: Was tun mit dem erzeugten Strom?
Wir nehmen eine Dienstleistungsgebühr, die deutlich unter den üblichen Margen liegt.
Wie sah Ihr Lösungsansatz konkret aus?
Michael Blichmann: Früher war die EEG-Vergütung hoch und lohnte sich. Heute ist sie stark gesunken – dadurch werden neue Modelle wirtschaftlich attraktiver. VGP hatte die Idee, den Strom direkt an die Mieter zu verkaufen. Technisch, kaufmännisch und regulatorisch ist das allerdings komplex. Wir haben alle Schritte übernommen: von der rechtssicheren Vertragsgestaltung bis hin zur Abrechnung und Stromsteueranmeldung.
Also ermöglichen Sie eine Alternative zur klassischen Direktvermarktung?
Michael Blichmann: Genau. Und das geht noch weiter. Oftmals erzeugt eine Dachanlage mehr Strom, als vor Ort verbraucht wird – vor allem mittags im Sommer. Wir ermöglichen VGP, ihn an anderen Standorten zu nutzen – entweder in eigenen Gebäuden oder über Verträge mit anderen Mietern.
Aber wie wird sichergestellt, dass der Strom auch tatsächlich dorthin gelangt?
Michael Blichmann: Das Ganze läuft über sogenannte Bilanzkreise, ein zentrales Element der deutschen Stromwirtschaft. Für jeden Tag muss prognostiziert werden, wie viel Strom produziert und verbraucht wird. Wir übernehmen das vollständig für unsere Kunden – inklusive Prognose, Abgleich mit den Ist-Werten, Ausgleichsenergie und Herkunftsnachweisen. Dafür haben wir eigene Bilanzkreise über ganz Deutschland verteilt.
Bekommen die Kunden davon viel mit?
Michael Blichmann: Nein. Für VGP oder andere Kunden fühlt es sich an wie ein ganz normaler Stromliefervertrag. Aber im Hintergrund kümmern wir uns um alle energiewirtschaftlichen Prozesse.
Ist das nicht eher ein teures Modell?
Michael Blichmann: Im Gegenteil. Es ist günstiger. Denn es werden gleich mehrere Zwischenhändler umgangen. In der klassischen Kette verkaufen Anlagenbetreiber ihren Strom an Direktvermarkter, die wiederum an die Börse verkaufen. Von dort kaufen Stadtwerke oder andere Lieferanten ein – jeweils mit Aufschlägen für Risiko und Marge. In unserem Modell schließen Erzeuger und Verbraucher direkt Verträge ab – sogenannte PPAs – und sparen dadurch deutlich. Wir nehmen nur eine Dienstleistungsgebühr, die deutlich unter den üblichen Margen liegt.
Der Erzeuger erzielt bessere Erlöse als bei der Direktvermarktung und kann diesen Vorteil direkt an seine Verbraucher weitergeben.
Und der Stromkunde spart auch?
Michael Blichmann: Ja, beide Seiten profitieren. Der Erzeuger erzielt bessere Erlöse als bei der Direktvermarktung und kann diesen Vorteil direkt an seine Verbraucher weitergeben. Der Verbraucher wiederum zahlt so weniger als beim klassischen Strombezug.
Welche Laufzeiten haben Ihre PPA-Modelle?
Michael Blichmann: Wir bieten sogenannte Short-Term-PPAs mit Laufzeiten von ein bis drei Jahren an. Diese sind ideal für bestehende Anlagen bzw. Industrie und Gewerbe, die zunehmend flexible Strompreise bevorzugen. 10- bis 15-jährige Verträge für den Neubau von Anlagen, wo Banken langfristige Sicherheiten fordern, die bieten wir nicht an.
Erzeugt VGP auch Windstrom selbst?
Michael Blichmann: Nein, den haben wir über unser Netzwerk in unserer Matching-Plattform vermittelt. Wir haben Zugriff auf ein Drittel aller Betreiber von Wind- und PV-Freiflächenanlagen in Deutschland. Aus diesem Erzeuger-Pool wählen wir passende Anlagen aus – abgestimmt auf das Verbrauchsprofil des Kunden. VGP hat zum Beispiel den PV-Strom selbst erzeugt, und wir haben ihnen zusätzlich einen passenden Windparkbetreiber vermittelt. Am Ende haben VGP und der Betreiber direkt miteinander einen Vertrag abgeschlossen.
Was passiert bei negativen Strompreisen?
Michael Blichmann: Auch das haben wir gelöst. Wenn die Börsenpreise negativ werden – was immer häufiger passiert – schalten wir die Erzeugungsanlagen temporär ab. In dieser Zeit kaufen wir den Strom stattdessen direkt an der Börse. Der Kunde profitiert dann sogar von den negativen Preisen. Sobald die Preise wieder steigen, nehmen wir die Anlagen wieder ans Netz.
Wie reagieren Industrieunternehmen auf diese Flexibilität?
Michael Blichmann: Viele begrüßen das. Der Strompreis ist hochvolatil. Flexiblere, kurzfristige Verträge bieten hier größere Planungssicherheit.
Sie haben mit Enervis eine Marktanalyse durchgeführt. Was ist die Kernbotschaft?
Michael Blichmann: Die Studie prognostiziert sinkende Strompreise im Zeitraum 2026 bis 2028 – vor allem durch den weiteren Ausbau von Wind- und PV-Anlagen. Für Betreiber heißt das: Sie müssen sich auf niedrigere Erlöse einstellen. Für Stromkunden bedeutet das gleichzeitig sinkende Einkaufspreise, sofern sie ihre Bezugsmodelle entsprechend anpassen.
Ist der CO₂-Preis für Ihre Kunden wichtig?
Michael Blichmann: Noch entscheidender sind die Herkunftsnachweise. Viele Industrieunternehmen wollen heute nicht nur irgendeinen Grünstrom, sondern genau nachvollziehen können, aus welcher Anlage dieser stammt. Bei unseren PPAs ist diese Transparenz gegeben – auf Viertelstundenbasis. Im Vergleich zu anonymen Herkunftsnachweisen zum Beispiel aus Norwegen ist das ein echter Vorteil – auch im Hinblick auf ESG-Reporting und Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Ist Nachhaltigkeit für Ihre Kunden ein Marketingthema oder strategisch?
Michael Blichmann: Es wird zunehmend strategisch. Die Kombination aus Kosteneinsparung, regulatorischem Druck und Nachhaltigkeitszielen macht PPAs immer attraktiver. Für viele unserer Kunden ist das ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.
Foto: node.energy
Michael Blichmann ist Geschäftsführer der Node Energy GmbH mit Hauptsitz in Frankfurt am Main.
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