Schwarzburger: Der Blackout in Spanien hat erwiesen, dass Millionen Solaranlagen die Netze gegen Störungen stärken. Rein statistisch gesehen sind Netze mit wenigen Großkraftwerken viel anfälliger.
Petersen: Das zeigen auch die Berichte zur Qualität der Netzversorgung in Deutschland, die die Bundesnetzagentur jedes Jahr herausgibt. Netzschwankungen oder kurze Ausfälle sind seit Jahren rückläufig.
Schwarzburger: Je stabiler, desto höher die Stromqualität. Das ist ein wichtiger Faktor für die Industrie, deren Präzisionsmaschinen von genau 50 Hertz abhängen. Um sich gegen Produktionsverluste abzusichern, investieren viele Unternehmen in solaren Eigenstrom und Gewerbespeicher.
Petersen: Die Sicherheit solcher Systeme ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Branche hat beim Brandschutz von Solaranlagen und Speichern teures Lehrgeld bezahlt. Nun rückt die Cybersecurity zunehmend in den Fokus.
Schwarzburger: Die dezentrale Energiewende senkt das Risiko, dass sich Cyberangriffe verheerend auf die Stromversorgung auswirken. Tausende Solaranlagen oder Windräder müssten simultan attackiert werden, um einen Blackout wie in Spanien zu provozieren. Nicht zu unterschätzen sind jedoch mögliche Schäden an der Technik oder wirtschaftliche Verluste durch Datenlecks und Fremdsteuerung.
Petersen: Kriminelle und von Terrorstaaten gelenkte Hacker sind leider Realität. Spätestens seit dem Ukrainekrieg ist jedem bewusst, dass die Energieversorgung höchste strategische Bedeutung hat. Sie wird zum militärischen und politischen Ziel, auch wenn kein Krieg tobt.
Schwarzburger: Kriminelle wollen Geld erpressen, Terroristen wollen Chaos und Angst schüren. Deshalb gewinnt die Cybersecurity an Bedeutung, sowohl für Wechselrichter als auch für Speicherbatterien.
Petersen: Sie gehören zur kritischen Infrastruktur. Dabei geht es nicht nur um die operative Technik am Stromnetz. Es geht auch um die Verwaltung der Prozesse bei den Betreibern und ihren Dienstleistern.
Schwarzburger: Und es geht um die Betriebsdaten der Anlagen, meist sehr sensible Informationen. Deshalb müssen die Server in Europa stehen. Die Leichtfertigkeit beim Umgang mit den Daten muss endlich aufhören!
Petersen: Im harten Preiskampf wird schnell unterschätzt, welche Risiken mit besonders verlockenden Angeboten einhergehen. Das soll nicht heißen, dass jeder chinesische Anbieter die Daten fahrlässig auf Servern in Fernost parkt. Es soll heißen: Jeder Anbieter ist willkommen, wenn er die hohen Anforderungen an die Cybersicherheit ernst nimmt und eine resiliente Struktur in Europa aufbaut.
Schwarzburger: Letztlich ergänzt Cybersicherheit den bekannten Katalog von Maßnahmen, um Solarinvestitionen zu sichern. Sie rückt jetzt ins Rampenlicht, wie vordem der Schutz vor Bränden oder Überschwemmung.
Petersen: Cybersecurity muss Chefsache werden! Sichere Systeme sind kein Hexenwerk. Sie entstehen durch konsequente und regelmäßige Analysen von Schwachstellen. Nur sichere Systeme spielen die Vorteile der dezentralen Erzeugung und Speicherung von Strom wirklich aus.